FÜRS LEBEN
Wenn ich mir die Bilder der Kriege dieser Welt anschaue, sehe ich, dass die Frauen nicht wissen, wie es weitergehen soll. Was wünschen sich die Frauen? Sicherheit natürlich, Arbeit, eine Zukunft für sich und ihre Familie. Und wieder Lebenslust und Leichtigkeit!
Es wäre vermessen, diese Kriege mit der Krise zu vergleichen, die das Corona-Virus verursacht hat. Und doch hat uns die Pandemie hart getroffen. Sie hat Menschenleben gefordert, unsere Wirtschaft teilweise lahmgelegt und uns vor Augen geführt, wie schnell sich die Selbstverständlichkeit unseres alltäglichen Lebens in Luft auflöst.
Wenn ich an diese Selbstverständlichkeit denke, erinnere ich mich an meinen Start in das Jahr 2020. Ich kochte an dem Silvesterabend für meine Freunde, wir tranken Champagner und genossen diese Leichtigkeit des Lebens. Jeder bekam von mir ein silbernes Glitzer-Glücksschwein mit den Worten: „Ein Prost auf das Jahr 2020. Es wird ein großartiges Jahr. Es wird ein Jahr voller Perspektiven. Es wird mein Jahr!”
Auf meinen Glückskeks-Zetteln stand:
„Sie vibrieren förmlich vor Energie und Unternehmenslust.“
„Ihre Vorhaben gelingen, weil Sie sich einsetzen.“
„Ihr Ziel ist fast erreicht.“
Es kam bekanntlich anders. Ausgerechnet ich will über so Banales wie Mode und Schönheit nachdenken? Viele Lifestyle-Redaktionen befinden sich seit Beginn der Krise im Verteidigungsmodus. Müssen rechtfertigen und erklären, warum Mode und Kosmetik alles andere als unnütze Oberflächlichkeiten sind. Neulich las ich in einem Artikel, was sich die Frauen nach dem zweiten Weltkrieg wünschten. Strümpfe aus Paris! Mode ist eben nicht nur Kleidung die uns bedeckt. Mode hat für uns auch einen unglaublichen emotionalen Wert. Sie verleiht Würde, gibt uns Stärke und rüstet uns für das, was kommt.
Seit dem Lockdown sind meine beruflichen Perspektiven für dieses Jahr wie Seifenblasen geplatzt. Aber selbst an Tagen, an denen ich mich kraftlos, müde und ideenlos fand, trug ich roten Lippenstift und wählte die schönste Kleidung aus meinem Schrank. Wie sagte die 93-jährige Pariser Dame in diesem Artikel: „Die Coquetterie, das Hübschmachen und Chic-Anziehen gehörte zum Frausein. Selbst dann noch, als wir für eine Handvoll Seife und etwas Butter morgens um fünf aufstehen, mehrere Kilometer mit dem Velo fahren und stundenlang anstehen mussten. Wir fürchteten uns vor Bombardierungen und gingen trotzdem regelmäßig zum Coiffeur. Wir Pariserinnen wollten présentable sein, auch im Krieg.“
Ich hatte die letzten Monate nichts, wie ich fand, Wichtiges über Mode und Schönheit zu sagen. Es blieb lange still auf dem ALDO Magazin. Ich musste schmerzlich lernen, nicht alles planen und kontrollieren zu können. Was die Zukunft bringt? Ich weiß es nicht. Die Leichtigkeit des Lebens wird in einem neuen Gewand zu uns zurückkehren, da bin ich mir ziemlich sicher. Und auch Mode und Schönheit wird wieder in all ihren Nuancen stattfinden. Sicherlich nicht mehr in ihrer Konsum-Aggressivität, sondern sanfter, bewusster, nachhaltiger. Das ist gut so. Wir waren vor der Krise viel zu sehr getrieben von immer weiter, höher, schneller. Es geht auch darum, anzunehmen und zu verstehen, wie viel wir bereits von allem in unserem Leben haben. Selbst der Blick in unsere Kleiderschränke verrät uns, dass wir viel zu viel Kleidung besitzen und sie viel zu selten tragen. Jetzt in der Krise, in der die Zukunft ungewiss ist, wie können wir da nicht über ein Kleid nachdenken, welches jede Frau im Schrank hängen hat?
Rélana
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Das Kleine Schwarze, ein klassisch-elegant geschnittenes schwarzes Kleid.
„Dieses schlichte Kleid wird eine Art von Uniform
für alle Frauen mit Geschmack werden.”
Coco Chanel
Zitat in der amerikanischen Vogue 1926
Fotos by Alwin Dombetzki | ALDO Magazin www.aldo.de