KOLUMNE: Schnatternde Relanas, rutschende High Heels und die Erkenntnis, dass Videocontent „snackable“ sein muss

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Während ich diesen Text schreibe, leide ich wie ein Hund. Es ist nichts Ernstes, nur zu viel Geschnatter auf einmal. Vermutlich brauche ich Tage, um diese Kolumne zu schreiben, da in meinem Kopf fünf Relanas gleichzeitig schnattern und ich erstmal für Ruhe sorgen muss. Deshalb die schlechte Nachricht zuerst: Ob diese erste Ausgabe meiner neuen Kolumne heute Abend online geht, steht in den Sternen. Die gute: Diese Kolumne wird super!

Aber beginnen wir von vorne. Alles begann am letzten Oktoberwochenende, als ich sturmfreies Haus hatte, da Alwin das gesamte Wochenende beruflich unterwegs war. Da ich meine eigene Chefin bin, verkürzte ich kurzerhand meine Arbeitswoche und saß bereits Freitagvormittag bei meinen Lieblingsfriseuren Kim und Maurice und genoss mein Programm „Bitte einmal alles“ in vollen Zügen. „Bitte einmal alles“ ist das Gegenteil von „Ich föhne selber“ und so kam es, dass ich den gesamten Vormittag im Salon verbrachte. Übrigens… für mich das schönste Nichtstun. Zwischen Einwirkzeit, Cappuccino und Haarwäsche kommen mir oft die besten Ideen. Manche entpuppen sich als total bekloppt. Andere wiederum sind gar nicht so schlecht und schaffen es ins Magazin.

Und so kam es, wie es kommen musste. Ich stand pünktlich am Samstag um neun Uhr morgens in unserem Fotostudio und war der festen Überzeugung, ich könnte ja das gesamte Wochenende nutzen, um kurzweilige Fashionreels zu drehen. Kurz und knackig sollten sie sein, also „snackable“, wie die Socialfachleute uns Marketingmenschen immer wieder predigen. Meine Idee: Ich schlüpfe ruckzuck in sechs verschiedene Outfits und bewege mich in schwungvollen Drehungen vor der Kamera. Das „snackable“ wird mein Videoschnitt sein, denn den lege ich gekonnt auf dem Höhepunkt meiner Drehung und blende über zum nächsten Outfit. Super Idee, oder?

Was ich dabei nicht bedacht hatte, war, dass es sich auf High Heels nicht wirklich drehen lässt. Ich stand wie einbetoniert auf dem Fotohintergrund und bewegte mich keinen Millimeter vom Fleck. Ich dachte nur: „Mensch Relana, andere sitzen jetzt gemütlich im Café und schlürfen Latte macchiato und du hast wieder eine dieser bekloppten Ideen, die nicht funktionieren.“ Aufgeben kam nicht infrage. Schon gar nicht, nachdem ich diese Wahnsinnsvorbereitungszeit für mich und das Fotoset im Studio investiert hatte. Meine Rettung waren diese kleinen Filzgleiter, die man unter die Stuhlbeine klebt. Sechs Filzgleiter unter jede Sohle und ich rutschte leichtfüßig wie Michael Jacksons Moonwalk über den Fotohintergrund. Wohlgemerkt in High Heels! Nun kam ich endlich in den Flow, den ich am Freitagvormittag im Kopf hatte, und aus einer bekloppten Idee entwickelte sich Content, der funktionieren könnte. Einige Stunden später hatte ich alles im Kasten.

“Wenn ich noch einmal „snackable“ schreibe, flippe ich aus!”

Gegen 16 Uhr blickte ich fassungslos auf meinen Bildschirm. Nicht, dass ich mit meiner Performance nicht zufrieden war. Ganz im Gegenteil, dafür, dass ich alles alleine gewuppt habe – ich war Kamerafrau, Makeup-Artistin, Hairstylistin, Videoassistentin, Regie, Redaktion, Stylistin und Model – ist das Video super geworden! Nein, was mich schockierte, war die Videolänge, die mich fassungslos auf den Bildschirm starren ließ. 9 Sekunden! Mein schwungvolles Outfit-Video war 9 verdammte Sekunden kurz! Die Socialfachleute hätten sofort gerufen: „Relana, Top-Arbeit. Dein Video ist auf den Punkt. Kurz und knackig und für die Socialwelt absolut „snackable“! Echt jetzt? Ich konnte noch vier zusätzliche Sekunden rausholen, da ich die Musik wechselte. Jetzt ist das schwungvolle Video 13 Sekunden kurz! Ich saß am Schreibtisch und schimpfte wie ein Rohrspatz. Ist der Welt da draußen eigentlich bewusst, wie viel Arbeit im Videocontent steckt? Wahrscheinlich nicht. Alles soll und muss heute „snackable“ produziert sein. Wenn ich noch einmal „snackable“ schreibe, flippe ich aus!

Sonntagabend lag ich erschöpft auf der Couch und hörte wieder diese fünf Relanas durcheinanderschnattern. Sie sagten: „Relana, das geht so nicht! Der Arbeitsaufwand muss sich lohnen! Überleg dir was! Sei kreativ! Nimm diesen Content und mache was Neues daraus!“ Mann, Mann, Mann – diese schnatternden Relanas muss ich dringend mal in den Urlaub schicken! Das ist ja nicht zu ertragen!

Meine Mutter sagte immer: „Kind, hole Luft!“

Nachdem ich endlich für Ruhe gesorgt hatte, kam mir die Idee: Ich mache daraus eine Kolumne! „Super Idee“, schnatterten die fünf Relanas sofort wieder los und ich konnte sehen, wie sie ihre Augen verdrehten. Aber mal ganz ehrlich. Wie schwer kann es schon sein, eine Kolumne zu schreiben? Wenn ich eins kann, dann ist das Schnacken. Ohne Punkt und Komma! Meine Mutter sagte immer: „Kind, hole Luft!“ Witz, Selbstironie, Missgeschicke im Alltag, ein Hauch von Perfektionswahn – bringe ich alles mit. Also kann es nur gut werden. Und wenn es keiner lesen will, auch gut. Geht ja deshalb nicht gleich die Welt unter! Darf ich in einer Kolumne eigentlich alles sagen, was ich will? „Mark Zuckerberg ist ein Arsch!“ Ok, vielleicht doch noch nicht gleich so doll. Es wäre ja schön, wenn es noch eine zweite Ausgabe geben würde.

So. Normalerweise wäre hier jetzt Schluss. Noch ein knackiger Abschlusssatz und die Kolumne wäre beendet. Aber hey, das Beste kommt doch bekanntlich immer zum Schluss. Das Filetstück sozusagen: meinen #relanastyle! Kombiniert mit Skulpturen der NordART. Ich finde, das passt super. Und wenn man genau hinschaut, dann erkennt man den Moonwalk, die schwungvolle Drehung und die Kurven, die ich trage. Hallöchen LEBEN.

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Fotos by Alwin & Relana Dombetzki | ALDO Magazin www.aldo.de
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